Die Tagung fand im Achat Hotel Kaiserhof im Herzen von Landshut statt. Schön war, dass ein potentiell neues Mitglied in unsere Vereinsaktivitäten hineinschnupperte und uns über die gesamte Tagung mit seiner Anwesenheit beehrte, sowie dass auch eines von zwei neuen Mitgliedern zum ersten Mal bei einer Tagung mit an Bord war.

Am Freitagmorgen eröffnete unser Vorstandsvorsitzender Sven Wetzel die Tagung pünktlich um 9:00 Uhr. Nach einem Rückblick auf die Jubiläumstagung im Frühjahr 2025, der Vorstellung des Tagungsprogrammes und einiger vereinsinterner Hinweise kam es auch schon zum ersten (und vielleicht sogar dem eigentlichen) Höhepunkt der Tagung. Wie in einer der letzten Tagungen vom Plenum einstimmig beschlossen, wurde Walter Fischer für seine langjährige Mitarbeit im Verein, seine vielen tollen Vorträge und sein Wirken im Vorstand unseres Vereins – kurz: für seine Lebensleistung für und rund um die GAK – die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Vorstandsmitglied Benedikt Breuer wurde die Ehre zu teil, für Walter eine Laudation vorzutragen zu dürfen. Darauffolgend wurden Walter eine Urkunde, eine Ehrenmedaille sowie Blumen überreicht. Walter nahm die Auszeichnung, die ihn völlig unvorbereitet traf, sichtlich bewegt entgegen. Noch einmal vielen Dank an Walter für seine großartigen Verdienste!

Der erste Vortrag am Freitagmorgen wurde von Jürg Calouri bestritten. Jürg ist für den Vertrieb in der DACH-Region für die Firma Ocilion tätig. Ocilion ist einer der führenden White-Label-IPTV-Plattformbetreiber und Vorlieferanten für Kabelnetzbetreiber und Stadtwerke im deutschsprachigen Raum. In seinem Vortrag stellte er seinen Arbeitgeber vor, arbeitete die Relevanz eines IPTV-Produktes für Netzbetreiber heraus, ging auf einige technische und rechtliche Rahmenbedingungen ein und er beleuchtete die Relevanz von Settop-Boxen im IPTV-Umfeld, die man trotz smarter Fernseher, Smartphones, Tablets, Apps und Wiedergabe-Sticks nicht unterschätzen sollte. Abgerundet wurden seine Ausführungen mit einer Live-Demo des aktuellen Ocilion-Produktes.

Nach einer kurzen Kaffeepause war wieder „Walter-Fischer-Zeit“. Unter anderem auch in Vorbereitung auf die nachmittägliche Exkursion hielt Walter einen Vortrag mit dem Titel „Von der Schallplatte zur Digitalisierung bis hin zur Audiokompression“. Hierbei ging es um einen Überblick darüber, wie in der Historie Musik oder ganz allgemein Audiodaten gespeichert und zu Hause wiedergegeben wurden (z. B. Schallplatte, Audiokassette, Tonband, CD, …). Spezielles Augenmerk wurde – wie gesagt in Vorbereitung auf den Nachmittag – daraufgelegt, wie Audiodaten auf einer Schallplatte gespeichert werden, wie man von veraltetem Mono auf die Kodierung von Stereoinformationen kommt und welche technischen Herausforderungen es dabei gibt. Zum Schluss ging Walter noch darauf ein, wie man heutzutage Audioinformationen digitalisiert (z. B. für die unkomprimierte Speicherung auf einer CD oder für die Ausstrahlung über DAB+) und mit Fehlerschutz versieht und auch wie man diese für bestimmte Anwendungsfälle und Übertragungswege (Stichworte MP3, MP4, Streaming über Spotify usw.) komprimiert, um die Datenrate auch unter bewusster Inkaufnahme von Qualitätseinbußen zu reduzieren.

Nach einem kurzen Mittagessen in Buffetform im Hotelrestaurant fuhr die Gruppe in Fahrgemeinschaften eine kurze Strecke ins kleine Örtchen Ergolding, wo ein weiterer Höhepunkt auf die Vereinsmitglieder wartete. Besucht wurde das Schallplattenpresswerk MY45.

Diese sympathische und familiäre Schallplattenmanufaktur hat es sich zur Herzensangelegenheit erklärt, nicht für den Mainstream, sondern auch und vor allem kleine Auflagen für Independent-Künstler und Nischenmärkte zu produzieren. Dass hier auch mittlerweile Berühmtheiten wie die Sportfreunde Stiller unter der Kundenschar genannt werden, ist für die Besitzer kein Widerspruch. Erklärtes Ziel ist und bleibt es, auch Kleinstauflagen für (noch) No-Names zu produzieren und trotzdem „Kunden“ die an Bekanntheitsgrad gewinnen und somit automatisch mehr in den Mainstream rücken aus freundschaftlicher Verbundenheit heraus weiterhin zu beliefern. Geführt wird das Unternehmen von den Eheleuten und Geschäftsführern Lena und Helge Sudau. Lena – studierte Betriebswirtin – und Helge – studierter Jurist und ehemals praktizierender Rechtsanwalt – führen das Unternehmen mit großer Leidenschaft, in familiärem Umgangston, brennend für die Sache und großem Idealismus, was man schon daran erkennt, dass sie ihre renommierten und sicher einträglicheren Berufe als ihre aktuellen für das Minilabel aufgegeben haben. Lena verschaffte der Gruppe zunächst einen Überblick über das Unternehmen und die Räumlichkeiten. Danach wurde die Gruppe aufgeteilt und konnte sich abwechselnd in die Produktion und die Arbeit der Toningenieure einführen lassen.

 

Man vermutet gar nicht, wie viele Arbeitsschritte und wie viel Know-How nötig ist, um eine gute Schallplatte zu produzieren und dies sowohl in der Vorproduktion durch die Arbeit der Toningenieure, bei der Erstellung der Rohlinge aber auch in der eigentlichen Produktion und der Verarbeitung des Vinyls. Mit großer Leidenschaft und Empathie führte Lena durch ihr geliebtes Unternehmen. Sie kennt sämtliche Fakten und weiß über jeden Arbeitsschritt im Detail Bescheid. Lediglich bei den tieftechnischen, physikalischen sowie akustischen Vorgängen der Vorproduktion und Master- bzw. Rohlings-Erstellung überlies sie uns in die nicht minder engagierten Hände eines Toningenieurs. Geduldig wurden alle Fragen der Gruppe beantwortet und auch für das leibliche Wohl hatte Lena gesorgt. Die Gruppe war sich einig, dass der Nachmittag höchst informativ und herzerwärmend war!

Nach der Rückfahrt und einer kurzen Verschnaufpause im Hotel wartete eine Stadtführung auf die Vereinsmitglieder. Von zwei sehr belesenen Damen wurden wir – wieder in zwei Gruppen aufgeteilt – durchs gotische Landshut geführt, das bis zum Jahr 1500 eine extrem reiche Stadt war. In der Tagungseinladung wurde Landshut wie folgt beschrieben: „Landshut ist eine der charmantesten und geschichtsträchtigsten Städte Bayerns – hier treffen Tradition und Innovation sowie eine lebendige Kulturszene und Natur mit Lebensfreude aufeinander. Das einzigartige Stadtbild, die prachtvollen historischen Bauwerke und die bekannte Landshuter Hochzeit zeugen von einer bewegten Geschichte, die bis heute lebendig ist. Landshut fasziniert mit einer historischen Innenstadt, die von prächtigen Bauwerken der Gotik und Renaissance geprägt ist.

Über der Stadt erhebt sich die Burg Trausnitz – einst Residenz der wohlhabenden Wittelsbacher Herzöge. Heute zählt sie zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region und lockt mit einem atemberaubenden Panoramablick über die Stadt.“ Neben diesen Fakten wurde in der Führung auch auf die berühmte Martinskirche mit ihrem höchsten Backsteinturm der Welt (130,08 Meter) sowie auf einen berühmten Sohn der Stadt, den Künstler und Bildhauer Fritz König eingegangen.

Das Abendessen wurde dann im Traditionshaus „Augustiner an der Sankt Martinskirche“ eingenommen. Bei deftiger, bayerischer Wirtshausküche sowie reichlich Bier klang der Abend dort aus.

Der Samstag wurde nach kurzer Einführung durch unseren Vorsitzenden im Wesentlichen durch drei Vorträge bestimmt.

Zu Beginn führte Alexander Müller von der TKI in Chemnitz, einem großen mittelständischen Dienstleistungsunternehmen in der Telekommunikationsbranche, aus, wie heutzutage sowohl in der Netzebene 3 als auch in Inhaus-Netzen, komplexe Tätigkeiten wie zum Beispiel die Planung, die Bauüberwachung und die Enddokumentation Software-basiert und vor allem KI-gestützt bestritten werden können. Alexander führte dies auch Live vor. Die von der TKI erdachte, selbst genutzte und auch an externe Kunden vertriebene Software benötigt vor Ort lediglich ein aktuelles iPhone 16 Pro (Android-basierte Smartphones werden in Zukunft ebenfalls unterstützt) sowie eine GPS/GNSS-Antenne, um Objekte damit zu scannen. Der Rest geschieht dann in der Cloud per Software und KI. So können Objekte in der Trassenplanung oder -dokumentation hochgenau erfasst, bestimmt, unterschieden und vermessen werden, was Alexander auch live eindrucksvoll demonstrierte.

Danach führte der branchenweit bekannte Jürgen Grobbin, eine Institution in Sachen Musikbusiness, Rechtevermarktung, Branchenanalyse und vielen anderen Disziplinen mehr, durch gleich zwei Vorträge. Im ersten ging er auf den neuen Standard DVB-I und die daraus resultierenden Konsequenzen ein. Zunächst einmal schreibt DVB-I vor, dass alle TV-Programme, die man in einem TV-Gerät über Multituner über DVB-T/T2/C/S/S2/S2X oder mittels einer Settop-Box empfangen kann, auch über IP empfangbar sein müssen und dass zukünftige Geräteplattformen eine IP-Schnittstelle besitzen sowie DVB-I unterstützen müssen. Eine daraus resultierende Konsequenz ist, dass Programmlisten nicht mehr individuell sein dürfen (zum Beispiel für einen Kabelnetzbetreiber, der den Endgeräten die Programmnummer über LCN vorgeben kann (aber nicht muss)), sondern über alle Übertragungswege hinweg einheitlich sein müssen. Jürgen führte aus, was dies für Konsequenzen hat und über welche Mechanismen und Algorithmen – die jedoch noch nicht final definiert sind – es denn TV-Programme / Programmanbieter / Sendeanstalten überhaupt auf diese Programmlisten schaffen können (und welche sicher nicht darin auftauchen werden). Ein sehr spannendes und für viele Vereinsmitglieder bis dato noch unbekanntes Themenfeld. 

Der abschließende Vortrag von Jürgen Grobbin nahm noch einmal das Thema IPTV auf und wagte den Versuch, den anwesenden Kabelnetzbetreibern die Relevanz von IPTV für ihre Netze deutlich zu machen und eine Begründung zu liefern, warum solch ein Produkt zur Kundenbindung und zur Verhinderung der Abwanderung von TV-Kunden beitragen kann. Hier waren viele gute Argumente enthalten, wenn der Vortrag auch stark aus der Brille eines Programmanbieters gehalten wurde, was aber bei Jürgens Vita in der Natur der Sache liegt. Dieselbe Frage einem White-Label-Anbieter wie am ersten Tag Ocilion gestellt, würde sicher in vielen Fällen zu anderen Argumentationsketten führen, böte aber unterm Strich die gleichen Erkenntnisse. Somit gab dieser abschließende Vortrag zum Thema IPTV zusammen mit Jürgs Ausführungen vom Freitagmorgen, der Tagung einen logischen Rahmen.

Zum Schluss blieb es dem Vorsitzenden nur noch vorbehalten, einen Ausblick auf die nächste Tagung zu geben und die Veranstaltung dann zu beschließen. Das nächste Mal treffen wir uns im April zur Frühjahrstagung in Dresden!

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